Blutegeltherapie
Blutegeltherapie – das klingt nach einer Heilmethode aus dem vorletzten Jahrhundert. Doch auch heute werden verschiedene Krankheiten wieder vermehrt mit Blutegeln behandelt. Ein reiner Placebo-Effekt oder ein natürliches Allheilmittel?
Bereits in der Zeit der Pharaonen nutzten Menschen die medizinische Wirkung von Blutegeln. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Blutegeltherapie mit einer grossen Verbreitung ihren Höhepunkt und wurde bis dahin hauptsächlich als Aderlass verwendet.
Zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten, erleben Blutegelbehandlungen seit einigen Jahren wieder ein Comeback. Wieso? Heute können wir die Bestandteile von Blutegelspeichel immer konkreter bestimmen und wissen deshalb, dass er tatsächlich heilende Wirkstoffe enthält. Eine aussagekräftige Studie, wie die Blutegeltherapie bei Patienten wirkt, fehlt bisher. Dennoch hat sich die Blutegeltherapie in der Praxis bewährt.
Wie wirkt eine Blutegeltherapie?
Blutegelspeichel enthält mehr als 100 bioaktive Substanzen wie zum Beispiel Hirudin, welches die Blutgerinnung hemmt, oder Eglin mit seiner entzündungshemmenden Wirkung. Laut Studien mit Kniearthrose Patienten wirkt eine Blutegeltherapie ähnlich wie Entzündungshemmer und Schmerzmittel (z.B. Diclophenac).
Vereinfacht kann man sagen, Blutegel wirken:
- schmerzstillend
- entzündungshemmend
- durchblutungsfördernd durch Gefässerweiterung und Blutverdünnung
In den meisten Fällen kommt eine Blutegeltherapie dann zustande, wenn konventionelle Behandlungen erfolglos waren, Schmerzmittel oder andere Medikamente nicht vertragen werden oder eine Operation vermieden werden soll.
Bei diesen Erkrankungen können Blutegel helfen:
Heilpraktiker und Ärzte wenden die Egel bei folgenden Krankheiten an:
- Wirbelsäulenerkrankungen, vor allem Arthritis und Arthrosen
- Gefässerkrankungen, vor allem Krampfadern (Varikose)
- Erkrankungen der Weichteilgewebe, Muskeln und Sehnen, rheumatische Erkrankungen, Tennisellenbogen (Epikondylitis) oder Muskelverhärtungen
- Haut/Unterhaut. z.B. bei Furunkeln, Hämatomen und Ödemen
- Blutegeltherapie wurde auch schon bei anderen Erkrankungen wie Fersensporn, Tinnitus, Erkrankungen der Atemwege, Stoffwechselstörungen, Angina pectoris, neurologische Erkrankungen und Hypertonie (Bluthochdruck) eingesetzt.
Mehrere gezüchtete, medizinische Blutegel (meist «hirudo verbana») werden an der betroffenen Körperstelle angebracht. Beginnen die Egel zu saugen, brennt oder sticht die Bisswunde leicht. Blutegel nehmen 10-20 Milliliter menschliches Blut auf und geben gleichzeitig ihr Sekret ab. Nach circa einer Stunde, sobald sie vollgesaugt sind, fallen die Blutegel ab. Nach der Behandlung kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis die Nachblutung komplett gestillt ist. Aus hygienischen Gründen werden die Blutegel nach der Behandlung meist vernichtet.
Nebenwirkungen sind möglich
Nach einem Egelbiss können Nachblutungen, Juckreiz und lokale Hautrötungen auftreten. Einzelne Patienten reagieren mit Entzündungen, Schwellungen oder Hitzegefühl. Treten sie nicht zu stark auf, sind sie vor allem eine natürliche Reaktion auf die durchblutungsfördernde Wirkung. Laut einer Befragung von 88 Heilpraktikern und Ärzten reagieren 90% der 150 von ihnen untersuchten Patienten, unabhängig vom Krankheitsbild, sehr gut oder gut auf die Blutegeltherapie.
In diesen Fällen sollte keine Blutegeltherapie erfolgen
Ob eine Blutegeltherapie Sinn macht entscheidet letztendlich der behandelnde Arzt oder Heilpraktiker. Er setzt die Blutegel je nach Erkrankung gezielt ein. In diesen Fällen macht die Therapie mit Blutegeln keinen Sinn oder gefährden den Patienten:
- Blutgerinnungsstörungen durch Medikamente und Bluter
- Einnahme von Immunsuppressiva
- Magengeschwür oder Magenschleimhautentzündung
- Blutarmut
- Immunschwäche
- Schwere chronische Erkrankungen
- Wundheilungsstörungen
- Schwangerschaft, Menstruation