Sättigungsgefühl, Hunger und Appetit: Warum überessen wir uns?

Essen trotz Sättigungsgefühl?

Essen obwohl man satt ist – wem kommt das nicht bekannt vor. Dass wir oft nicht auf unser Sättigungsgefühl hören, hat auch mit unserem Erbgut zu tun. Wie schaffen wir es trotzdem, uns ausgeglichen zu ernähren?

Ob wir Hunger haben oder satt sind, entscheiden nicht nur unsere Verdauungsorgane. Bei den komplexen Vorgängen im Körper mischen auch andere Faktoren mit, wie genetische Veranlagungen, Geschlecht, Alter und Aktivität. Und es kommt noch mehr dazu: In einem Umfeld, in dem alles jederzeit verfügbar ist und die Verlockung für Lebensmittel kaum grösser sein könnte, muss man eigentlich «gegen die Natur des Menschen» arbeiten, zumindest wenn man abnehmen will. Denn der Körper verteidigt seine Fettdepots verbissen. Warum tut er das?

Fettdepots haben das Überleben gesichert

«Wahrscheinlich hängt das mit der Evolution zusammen, konkret damit, dass unsere Vorfahren in grauer Vorzeit besser überlebten, wenn sie sich bei einer Gelegenheit den Bauch so richtig vollschlagen konnten» sagt Prof.Dr. Langhans von der ETH Zürich. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Mechanismen von Hunger und Sättigung. «Unterernährung zu verhindern war für das Überleben relevant. Übergewicht war biologisch betrachtet kaum ein Nachteil.»

Das erklärt auch, warum wir viel zu viel essen – auch wenn wir schon lange satt sind und genau wissen, dass ein vollgefressener Bauch nicht gut für unsere Gesundheit ist. Genauso häufig kommt es vor, dass wir essen, bevor wir wirklich Hunger haben. Einfach weil wir Appetit haben. Warum bringt der Appetit unser Hunger- und Sättigungsgefühl durcheinander?

Appetit als wichtiges Signal

Ursprünglich ist Appetit ein sehr guter Helfer. Haben wir zum Beispiel einmal die Erfahrung gemacht, dass ein Lebensmittel uns nicht gut bekommt, so haben wir selten nochmal Appetit darauf. Er schützt uns also vor Lebensmitteln, die uns nicht gut bekommen und macht uns Appetit auf die guten – wenn wir ihn richtig deuten.

Appetit ist sehr wichtig. Gutes, schmackhaftes Essen führt wie Drogen, Alkohol, Sex, etc. zu einer Aktivierung des Belohnungssystems im Gehirn. Auch das ist von der Natur so eingerichtet – wenn Essen eine masochistische Übung wäre, wären wir wahrscheinlich längst ausgestorben.

Die körpereigenen Signale richtig zu deuten, wird immer schwieriger, je mehr Fettdepots wir bereits haben und je mehr wir im Überfluss leben. Noch schwieriger ist daher das Vorhaben, abzunehmen.

Wie kann das Abnehmen trotzdem gelingen?

Das Ziel, langfristig abzunehmen füllt tausende von Büchern. Jede Diät zieht nicht selten noch eine viel grössere Gewichtszunahme mit sich. Die Empfehlung von Prof. Dr. Langhans klingt dagegen erstaunlich simpel, doch sie bringt es auf den Punkt:

Bewusst und mit Genuss, aber vernünftig essen und viel Bewegung. Das ist wohl so ziemlich alles, was man machen kann. Als Gesellschaft sollten wir die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass das trotz unserer verlockenden Umwelt möglichst vielen Leuten gelingt.

Um das umzusetzen müsste man also ein ausgeglichenes Hunger- und Sättigungsverhalten erlernen. Ist das möglich? «Ja und nein – man kann lernen genussvoll und langsam zu essen. Strikte Verbote helfen nicht, weil sie früher oder später unweigerlich zu einem Zusammenbruch der selbst auferlegten Kontrolle führen» erklärt Langhans. Er hält also dazu an, was im Grunde eigentlich logisch tönt: Ein Gefühl für das gesunde Mass und Verhältnis bekommen.

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